Wenn ich ehrlich bin: Nein.

Würde ich eine Strichliste führen, über die Antworten, die ich im vergangenen Monat am häufigsten gegeben habe, „Wenn ich ehrlich bin: Nein“ wäre wohl weit vorne. Dabei sind die Fragen dazu ebenfalls immer ähnlich.

Und? Ist das Studium so, wie du es dir vorgestellt hast?

Und? Vermisst du deinen Laden?

Und? Möchtest du doch wieder zurück an die Töpferscheibe?

Und? Hast du dich schon sortiert?

Und? Hast du jetzt endlich Zeit für die Schreiberei und das Theater?

Und? Kapierst du, was der/die Dozent*in von uns will?

Und? Hast du schon eine Idee für…?

Seit etwas mehr als vier Wochen habe ich nun Werkstatt gegen Hochschule und Ton gegen (warum muss das alles immer so kompliziert geschrieben sein, verflixt noch eins!) Fachliteratur getauscht. Und es ist… viel.

So viel, dass ich das Gefühl habe, nicht vier Wochen, sondern bereits vier Monate zu studieren. So viel so Neues, dass in meinem Kopf kein Platz mehr ist für alten Kram, oder so etwas Unnützes wie Sentimentalität.

Ehrlich, ich habe mich im letzten Monat genau einmal dabei ertappt, wehmütig zu sein. Für etwa eine Minute beim Schauen eines Töpfervideos. Und selbst heute, als ich zur Eröffnung des neuen Keramikateliers in meinen ehemaligen Werkstatträumen (Ludwigstraße 9 in Kelheim. Geht da hin und schaut, was Andrea Fahrenberger so töpfert) eingeladen war: Kein Vermissen, keine Traurigkeit – keine Kapazität dafür.

Nur eins fehlt mir wirklich: Meine Kreativität.

Der ist es zu laut geworden in meinem Kopf. Die neuen Eindrücke haben sie verdrängt, die neuen Aufgaben haben in meinem Gehirn ihre Büros eingerichtet und ihre Spielecke abgeschafft. Sie ist verschwunden.

Habe ich Ideen für Theaterstücke? – Wenn ich ehrlich bin: Nein.

Habe ich Lust ein bisschen Improtheater zu machen? – Wenn ich ehrlich bin: Nein.

Könnte ich eine neues Kunstprojekt aus dem Ärmel schütteln? – Wenn ich ehrlich bin: Nein.

Hoffe ich, dass meine Kreativität bald wiederkommt und ihre Spielecke zurückfordert?

Hier möchte ich einen Strich bei einer anderen Antwort machen und sagen:

Zur Hölle, JA!

Und bis es soweit ist, findet ihr mich mit meiner Nase in Büchern mit so wohlkingenden Titeln wie: „Klimakrise, sozialökologischer Kollaps und Klimagerechtigkeit“ oder „Dem ANDEREN helfen, Reflexionen zu einer Sozialphilosophie für helfende Berufe“

Komm wieder, Kreativität! Schnell! Bitte! Ich sag nicht nein!

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