„Ich muss schlafen“ ( I need to sleep), sagt der Mann in meiner Lieblingsserie und ich denke „Oh Tommy, ich auch“. Ich bin müde. Und wenn ich müde (oder hungrig – am besten nicht beides) bin, fange ich an zu motzen. Dann ist alles ungerecht. Ich zetere und schimpfe und bin müde müde müde. Nichts geht mehr. Nichts geht. Mein ganzes Leben ist heruntergefahren und eingefroren. Mein Gehirn macht im Versuch alles einzuordnen, zu verstehen und zu kommentieren nur noch kraftlose Hopser.
„Bewerten selbst kann sehr anstrengend sein“, schrieb eine Freundin neulich auf Facebook. „Wir müssen (…) vielleicht Trost in der ein oder anderen Ablenkung finden, anstatt uns nur ständig damit zu beschäftigen, die allgemein miserable Lage von einem Tag auf den nächsten ein bisschen besser oder schlechter zu bewerten.“ Sich ablenken klingt gut. Und tut gut, ja. Arbeit kann eine prima Ablenkung sein, bespielsweise. Nicht mehr bewerten… puh. Einen Versuch ist es wert. (Ich versuche es, okay? Das gelingt halt nicht immer.) Aber was dann? Endlich schlafen und einfach die „allgemein miserable Lage“ ignorieren?
„Leben ist das was passiert, während du eifrig dabei bist andere Pläne zu machen“, soll John Lennon gesagt haben (Life is what happens, while you are busy making other plans). Er meinte es offensichtlich anders als es mich jetzt anspricht, aber: Ich brauche keinen Schlaf (sorry, Tommy). Ich brauche Leben! Und wenn es stimmt, dass Leben dann passiert, wenn du Pläne machst, dann plane ich. Jetzt? Mitten im Lockdown? Jetzt, wo gar nichts geht? Ja, jetzt. Einer der wichtigen Faktoren, die mich das vergangene Jahr ganz gut überstehen ließ, war Zuversicht. Ein weiterer: Pragmatismus.
„Gibt das Leben dir Zitronen, frag nach Salz und Tequila“, singt die Band SDP (F.I.C.K. D.I.C.H. – das war nicht meine Idee, das Lied heißt halt so). Also habe ich versucht das Beste aus der „allgemein miserablen Lage“ zu machen. Laden zu – dann eben nur Abholung. Abgesagte Märkte – dann eben Onlineverkauf. Theater zu – dann eben im Internet oder draußen. Keine Freunde mehr drinnen treffen – dann eben unter freiem Himmel. Vielleicht nicht immer das Wahre, ich weiß. Aber sehr viel besser als nichts.
Ich habe geplant. Mich „am eigenen Schopfe aus dem Sumpf“ gezogen, wie es in Baron Münchhausens Lügengeschichten heißt. Das möchte ich jetzt wieder. Und ich werde. Ich plane Theaterstücke. Ich schreibe an einem. Ich habe Ideen für ein zweites. Ich will im Mai mit meinen Tontöpfen auf einem Kunsthandwerkermarkt stehen und organisiere momentan einen Kreativworkshop der zwei Wochen später stattfinden soll.
Und wenn das dann noch nicht geht – dann eben nicht. Dann wird mir wieder etwas Neues einfallen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ heißt es doch. Und meine ist vielleicht angeschlagen, aber nicht tot. Sie lebt mit Maßnahmen und Einschränkungen („mit dem Virus“, wie es jetzt überall so schön heißt), so wie ich auch. Ich lebe, ich trage Maske, ich halte Abstand, ich plane, ich singe:
(Aber es gibt einen Weg da durch/ Es ist ein langer Weg/ Gemeinsam bestehen wir/ Geteilt werden wir fallen/ Aber die Dinge werden besser/ Dessen bin ich mir sicher. Counterfeit, IT GETS BETTER)
Und bevor ihr euch aufregt und sagt, dass das alles nicht für jeden so einfach ist, wie ich es hier beschreibe: Nein, nicht für alle ist die Situation so wie für mich. Das weiß ich. Wirklich. Wirklichwirklich.