Die Langversion

„Waaaas? Du hörst auf? Aber warum?“

Wenn wir ehrlich sind, wisst ihr, warum. Oder zumindest denkt ihr in eine richtige Richtung. Und doch auch wieder nicht. Ich habe in den vergangenen Tagen so oft auf diese Fragen geantwortet und meistens ist nicht viel Klarheit dabei rumgekommen. Schlimmer noch, ich hab mich sogar selbst verwirrt und meine Entscheidung in Frage gestellt: Kann ich nicht doch noch..? Sollte ich vielleicht..? Wenn ich nur..?

Die Antwort ist nein, denn ich höre auf weil…

…ich in einer Sackgasse bin.

Keramikerin ist ein unglaublich toller Beruf. Ich mag ihn sehr. Ehrlich. Aber um ihn ausüben zu können, ohne ständig in Existenznöten zu sein, habe ich noch zwei andere Jobs. Und die klauen mir die Zeit für meine Keramik. Und die Keramik klaut mir meine Zeit für’s Kreative (also Schreiben, Theater und Gedöns). Unterm Strich bleibt ehrlich was übrig – aber nicht annähernd so viel, dass es den Aufwand rechtfertigen würde, den ich betreibe, um in meiner Werkstatt an immer weniger Tagen meinem Kunsthandwerk nachgehen zu können. Also ja, ihr liegt irgendwie richtig – es rechnet sich nicht. Nicht für mich.

Nun gäbe es Auswege. Eine Ateliergemeinschaft gründen, jemanden in die Werkstatt holen, mehr Kurse machen, mehr, viel mehr Märkte. Noch mehr Zeit investieren, meine Tage noch mehr aufsplitten und jetzt auch die Sonntage arbeiten, denn die Keramikerin kennt im Sommer nur den Marktsonntag. Doch dafür fehlt mir etwas Grundlegendes: Die Leidenschaft.

Meine Leidenschaft galt schon immer dem Theater, nicht der Keramik. Und bevor mein verkorkstes, unrentables, zersplittetes Arbeitsleben meine Leidenschaft und meine Kreativität unter sich begräbt, begrabe ich lieber die Keramik. Das ist hart. Sehr hart. Und je näher das Ende rückt, desto schlimmer wird’s.

Nein, ich weiß nicht, wo ich hingehen werde, wenn ich demnächst dringend Kühle und Ruhe brauche. Nein, ich weiß nicht, wie ich künftig meine Hände beruhigen soll, wenn sie etwas formen wollen. Ich weiß nicht, wie es sein wird, wenn ich kein Teil der Kelheimer Altstadt mehr bin. Ich weiß nicht, ob ich keine Keramikerin mehr sein kann.

Aber es wird so sein. Es wird etwas Neues kommen. Und ich hoffe sehr, es ist den Schmerz wert.

Dieser Beitrag wurde getaggt mit . Setze ein Lesezeichen auf den Permanentlink.

Ein Gedanke zu „Die Langversion

  1. Fühl´ dich gedrückt!

    Nur für dich:
    „Die Anfänge werden immer schwerer,
    und das Glück, Anfänger zu sein,
    das ich für das Größte halte, ist
    neben der Angst des Anfangs klein.“

    Rainer Maria Rilke

    Liebe Grüße

Hinterlasse einen Kommentar