Da ist dieser Bekannte von mir – er ist verheiratet, hat drei Kinder, arbeitet als Handwerker und spielt unglaublich gerne Fußball.
Da ist dieser sehr gläubige Familienvater, der gerne Geschichten schreibt und mit mir Theater spielt.
Da ist dieser kluge, lustige, Kette rauchende Kellner.
Da ist dieser Straßenarbeiter mit dem nervigen Putzfimmel und einer glühenden Verehrung für Donald Trump.
Da ist dieser Ingenieur, der sensationell gut Musik macht und singt und an dessen Akzent man erkennt, dass er nicht in Niederbayern aufgewachsen ist.
Welche Hautfarbe haben sie?
Weiß, oder? Oder nicht?
Der Ehrlichkeit halber muss man sagen – es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Männer fast alle weiß sind. Ich lebe in einer niederbayrischen Kleinstadt – nicht in einer multikulturellen Metropole. Hier sind Menschen mit dunkler Hautfarbe eine kleine Minderheit. Dementsprechend ist auch mein Bekanntenkreis überwiegend weiß.
Genau wie bei vielen anderen in meinem Umfeld sehe ich schwarze Menschen vor allem im Fernsehen, beim Profifußball, in der Politik oder ich höre ihre Musik – weit weg. Ohne Kontakt. Aber vorurteilsfrei.
Diese Freiheit von Vorurteilen lässt sich bei manchen aber schwer mit in den Alltag nehmen. Eben weil die Realität in der Kleinstadt eine andere ist. Dunkelhäutige Menschen sind selten. Selten ist anders. Anders ist… anders. Gegen diese Scheu vor dem Anderen lässt sich schwer was machen.
Und so kommt es zum Beispiel immer noch vor, dass Leute meinen, es sei doch gar nicht schlimm, wenn man in Bayern zu einem „N….“ eben „N….“ sagen würde. Das sei halt bei uns so. Wäre doch nicht böse gemeint.
Lasst mich an dieser Stelle ein für allemal klarstellen: NEIN.
Diese Leute würden Menschen mit Behinderung niemals als „Spasten“ bezeichnen, sie würden ihren türkischstämmigen Automechaniker niemals „Kanake“ nennen und über Frauen nicht pauschal als „Schlampen“ reden. Das wäre ja schließlich grob unhöflich. Aber „N….“ geht? Echt? „Das haben wir schon immer so gesagt“, „das ist ja nicht so schlimm“. Sitzt ja auch keiner mit am Tisch. Und man kennt auch keinen, bei dem man sich vorstellen müsste, wie er reagieren würde, säße er mit am Tisch. Und weil man in einer niederbayrischen Kleinstadt in einem ziemlich weißen Umfeld lebt, wird sich daran auch nicht so schnell etwas ändern.
Es ist nicht leicht Vorurteile abzubauen, wenn niemand da ist, der einem zeigt, dass die Vorurteile Bullshit sind. Der sich mit an den Tisch setzt.
Deshalb bleibt uns nur die Theorie. Lesen, Videos zum Thema ansehen, sowas eben. Und ein paar Grundsätze. Die heißen:
Es kommt nicht darauf an, wie jemand aussieht oder woher er kommt, sondern wie er ist. Deshalb verzichte ich auch darauf, euch zu sagen, welche Hautfarbe meine oben erwähnten Bekannten haben. Es ist schlicht egal.
Respektiert eure Mitmenschen.
Sad’s freindlich!
Let love rule.
#noracism