Am nächsten Abend seilte ich mich bereits in der Pause ab. Franks Party war eindeutig ein besseres Angebot, als mieses Oberstufentheater. Ganz zu schweigen von der anschließenden Heuchelei gegenüber den Eltern. Gerlinde würde auch ohne mich zurechtkommen, beschloss ich und lief nach draußen auf den Parkplatz, wo bereits Cordula auf mich wartete.
„Es ist so klasse, dass du fährst!“, sagte ich, während ich meine vollgestopfte Tasche auf den Rücksitz ihres Wagens hievte und mich daneben plumpsen ließ. Es war eigentlich nicht so weit zur Party, aber ich war froh nicht alleine mit Gepäck durch die Stadt laufen zu müssen.
„Wieso setzt du dich nicht vorne rein?“, wollte Cordula wissen.
Ich deutete auf meinen dünnen Rock, meine guten Schuhe und die feine Bluse: „Denkst du vielleicht, ich geh so?“
Sie verstand, nickte und fuhr los.
Während ich mich auf der Rückbank umständlich meiner Kleidung entledigte und in Jeans, Pulli und Turnschuhe schlüpfte, erzählte mir Cordula von ihrer Arbeit an der Uni. Sie hatte nach unserem gemeinsamen Studium nicht den Sprung in die Klassenzimmer gemacht, sondern war an der Uni geblieben, um für einen ihrer Professoren zu arbeiten. Und je länger sie von ihm erzählte, desto begeisterter klang sie. „Er ist brillant, echt! Und so schlau und so gar nicht arrogant!“
Ich warf ihr über den Rückspiegel einen abwartenden Blick zu und sie errötete. „Kann es sein, dass du dich ein bisschen verknallt hast?“, fragte ich überflüssigerweise.
„Nein… ja… doch ja.“, bestätigte sie und ihre Haut wechselte zu einem noch dunkleren Rot. „Er hat vergangene Woche eine Bemerkung über meine neue Brille gemacht und seitdem… Klara, ich glaub ich steigere mich da grad in was rein.“
Sie parkte ihr Auto am Straßenrand. Das letzte Stück zum Donauufer mussten wir zu Fuß zurücklegen. „Er sieht gar nicht mal so gut aus, er ist viel zu alt und außerdem verheiratet und trotzdem… oh Mann, Klara, ich glaub ich bin schon so bedürftig, dass ich mich auch in eine Straßenlaterne verlieben würde, nur weil sie mir nicht aus dem Weg geht!“ Ich stapfte schweigend neben Cordula durchs hohe Gras. Es war besser, ihr nur zuzuhören und keinen Kommentar abzugeben. Unser Streit war noch nicht lange her und seitdem vertraute sie mir zum ersten Mal wieder etwas wirklich Privates an. Für einen kurzen Augeblick schwieg auch sie. Wie um Anlauf zu nehmen. Denn mit einem Mal sagte sie: „Vielleicht sollte ich mir auch einmal so etwas mit einem Unbekannten gönnen.“ Ich horchte auf und seufzte genervt. Das mit dem Unbekannten würde für immer an mir kleben bleiben. „Nur so. Für eine Nacht. Damit ich auch mal wieder Spaß hab’, verstehst du? Natürlich verstehst du.“, schloss sie und starrte weiter geradeaus, in die Richtung in der man schon das Lagerfeuer erkennen konnte. Und jetzt wusste ich auch, warum sie mir so viel Privates anvertraute. Sie wollte meine Zustimmung, meine Absolution. Den Ratschlag derjenigen, die so was schon getan hatte – die so was laufend tat. Aber den würde sie nicht bekommen. Denn die Geschichte mit meinem Unbekannten war schlecht ausgegangen und der Spaß, den ich mit Matthias gehabt hatte, war jetzt wie ein Stachel, der in mir steckte.
„Cordula, das solltest du lassen.“, sagte ich schlicht. Und ich wusste es würde ihr als Antwort nicht reichen.
„Wieso?“, kam es angriffslustig zurück. „Du hast doch schließlich auch…“
„Ja, ich weiß!“, unterbrach ich sie barsch. Ich wollte nicht wieder streiten, also versuchte ich mich zu zügeln und schlug schnell eine sanftere Tonart an. „Cordula“, begann ich erklärend „kannst du dir vorstellen, dass das mit diesem Unbekannten für mich vielleicht gar nicht so toll war, wie du denkst?“
Cordula zog die Augenbrauen hoch. Jetzt wo uns von der Party und dem Lagerfeuer nur noch wenige Meter trennten, konnte ich deutlich ihr Gesicht sehen. Sie zweifelte. Also versuchte ich es mit Ehrlichkeit und sagte schnell: „Ich glaube, solche Männer bekommen beim Sex so ne Art Macht über einen. Und wenn es dann vorbei ist, fragst du dich, wie viel du für diesen Spaß eigentlich hergegeben hast.“ Vertrauen. Stolz. Selbstachtung.
Cordula starrte mich verwundert an. „Du meinst… du meinst… du hast dich in diesen Kerl verliebt?“
Es war nicht das, was ich gemeint hatte und trotzdem lag sie irgendwie nicht falsch. Aber ich kam nicht mehr dazu zu antworten, denn mit dem nächsten Schritt tauchten wir in die Party ein.
Ich saß da und blickte auf die Donau, die pechschwarz und schnell dahinströmte. In meinem Rücken das Lagerfeuer, in meinem Magen viele Grillwürste und in meiner Hand das dritte Bier. Oder war es das Vierte? Irgendwer hatte eine Gitarre mitgebracht und die Hälfte der Leute, die ums Lagerfeuer saßen, sang dazu. Die andere Hälfte schwieg, wie ich. Rund um den Grill und die Bierkästen herrschte großer Andrang. Ständig kamen oder gingen Leute. Es war wohl so gegen elf. Cordula hatte ihre Drohung wahr gemacht und war mit einem dünnen großen Typen in der Dunkelheit verschwunden. Bestimmt würde sie sich verlieben, dachte ich. Und dann würde er ihr das Herz brechen. Wie auch immer. Für mich bedeutete es, wahrscheinlich zu Fuß nach Hause gehen zu müssen.
Ich beschloss, dass ich jetzt genügend Zeit damit verbracht hatte, alleine und stumm zur Donau zu blicken und wollte wieder ein Teil der Party sein. Ich drehte mich um und ließ meinen Blick durch die Menge der Gäste schweifen. Viele kannte ich vom Sehen, doch eigentlich keinen richtig. Neben mir auf dem Stück Baumstamm bewegte sich etwas. Die Leute rückten ein wenig zur Seite, damit sich ein neuer Gast dazugesellen konnte. Ich sah auf und erschrak, als sich Tobias neben mich setzte.
„Hey Klara, ist hier neben dir noch frei?“, fragte er und entblößte eine Reihe perfekter Zähne.
„Warum fragst du? Du sitzt doch schon!“, murrte ich ihm entgegen und suchte die Party sofort nach Matthias ab. Er war nirgendwo zu sehen und ein Teil von mir entspannte sich wieder.
„Da ist aber jemand schlecht gelaunt, du meine Güte!“ Er klang wie meine Mama.
„Bis gerade eben war ich noch bester Laune!“, giftete ich zurück.
Tobias zog die Augenbrauen hoch. „Na gut, dann unterhalt dich eben nicht mit mir.“ Damit wandte er sich ab, um mit seinem anderen Nebenmann ein Gespräch anzufangen.
Ich kippte mein Bier hinunter und stand auf, um mir ein neues zu holen, aber auch, um von Tobias weg zu kommen. Bei den Getränkekisten stand Karin, nüchtern, mit einer Limonade in der Hand.
„Hast du schon gesehen, dieser Tobias ist auch gekommen.“, sagte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Er ist ein Kumpel von einem von Franks Arbeitskollegen. Die Welt ist klein, was?“
Ich nickte und trank mein neues Bier an.
„Keine Sorge, es ist nur Tobias. Matthias ist nicht dabei.“, fuhr Karin fort.
Wieder gab ich keine richtige Antwort, sonder nickte nur. In meinem Kopf fielen ganz andere Fragen übereinander her. Was war dran an Matthias’ Ausreden? Hatte Tobias ihn wirklich so lange bearbeitet, bis Matthias mit mir Schluss machen musste? Warum hatte er das getan? Was an mir mochte er nicht? Warum war ich nicht passend für ihn? Stimmte diese haarsträubend lächerliche Geschichte am Ende doch?
Nach einem weiteren großen Schluck aus meiner Flasche, beschloss ich, es herauszufinden. Wenn nicht heute, dann nie.
Der Alkohol hatte meine Sinne so sehr benebelt, dass ich in der Diskussion ins Hintertreffen geriet. So richtig konnte ich Tobias’ Argumenten nicht mehr folgen. Er erklärte mir, dass er mich nicht gut genug kenne, um mich nicht zu mögen. Ich hielt dagegen, indem ich behauptete, er hätte sich innerhalb eines Jahres doch wohl ein ausreichendes Bild von mir machen können. So sorgsam es meine gedämpfte Aufmerksamkeit zuließ, versuchte ich, Matthias nicht zu erwähnen. Es drehte sich nur inoffiziell um ihn. Tobias verfuhr genau so. Es war, als hätte der, der seinen Namen als erster aussprechen würde, sofort verloren. Wir waren so beschäftigt mit unserem Gespräch, dass wir nicht merkten, wie sich die Reihen um uns herum lichteten. Das Feuer brannte nieder, mir wurde kalt.
„Zeit nach Hause zu gehen.“, rief uns Karin über die letzten brennenden Holzscheite zu. Sie hatte beide Arme um Franks Brustkorb geschlungen und schleifte ihren völlig betrunkenen Freund Richtung Parkplatz davon. Ich sah mich nach Cordula um, konnte sie aber nirgendwo entdecken.
„Wen suchst du?“, fragte Tobias.
„Cordula. Die sollte mich eigentlich nach Hause fahren. Jetzt muss ich doch laufen.“, schimpfte ich.
„Ich komm mit.“, erklärte Tobias. Und als ich mich verwundert zu ihm umdrehte, ergänzte er: „Ich wohne in derselben Richtung. Und außerdem glaub’ ich, wir sind noch nicht fertig.“ Sein Mund verzog sich zu einem herausfordernden Lächeln.
„Oh doch, sind wir. Ich bin schon zu betrunken für diese Diskussion.“, bemerkte ich mit einem entschuldigenden Blick auf meine leere Bierflasche. Außerdem hatte ich keine Hoffnung mehr Tobias seine Version von Matthias’ Geschichte zu entlocken. Er drückte sich einfach nicht klar genug aus. Und für mich war es schwierig, konkrete Fragen zu stellen, ohne Matthias zu erwähnen.
„Aber du kannst mich gerne begleiten.“ Und ich meinte das ziemlich ernst. Denn ich hatte keine große Lust, mitten in der Nacht alleine durch die halbe Stadt zu laufen. Und für ein Taxi war mein Magen momentan nicht schüttelfest genug.
Wir packten unsere Sachen zusammen und hatten das Lagerfeuer und die paar restlichen Partygäste noch keine 50 Meter hinter uns gelassen, da begann er erneut.
„Also heißt das, dass ich gewonnen habe?“
„Du wirst mich nicht in Ruhe lassen damit, bis ich dir Recht gebe, oder?“
Er grinste breit.
„Okay, wenn du dann deine Klappe hältst: Du hast Recht. Du hast keinen Grund mich nicht zu mögen, weil du mich eigentlich gar nicht kennst.“, leierte ich und verdrehte die Augen.
Ich erntete einen triumphierenden Blick. Dann blitzte erneut etwas Schelmisches in seinem Gesicht auf. „Also dann, lass mich dich kennen lernen. Los! Erzähl mir was von dir!“
Ich stöhnte genervt. „Oh nein! Kannst du das nicht lassen? Du willst doch gar nichts von mir wissen!“
„Stimmt, ich will dich nur auf die Palme bringen!“ Hörte er denn gar nie auf zu grinsen?
Dann endlich gab er Ruhe und wir gingen eine Weile schweigend durch die immer noch belebten Gassen Regensburgs.
Wir waren schon in der Nähe meiner Wohnung, da fragte er leise und ernst: „Und warum kannst du mich nicht leiden?“
Überrascht sah ich zu ihm auf. Tausend verschieden Antworten, warum es mir unmöglich war ihn zu mögen, lagen mir auf der Zunge. Und doch sprach ich sie nicht aus, weil sie nach diesem Abend irgendwie nicht mehr stimmten. Stattdessen erwiderte ich, den Sarkasmus deutlich in der Stimme: „Ich kenn dich nicht gut genug, um dich nicht zu mögen.“
Ich kramte in meiner übervollen Tasche nach meinem Hausschlüssel, denn wir hatten die Silberne Fischgasse erreicht.
„Du hattest jetzt ein ganzes Jahr lang Zeit dazu!“, imitierte er mich und ich musste lachen. Wir standen vor meiner Haustür.
„Dann erzähl mir doch was von dir!“ Und jetzt war es an mir, sein Grinsen nachzuahmen.
„Was willst du wissen?“, fragte er prompt.
Ich sah ihn lange an. Sein schmales Gesicht, seine dunklen Augen, seine vollen Lippen. Die Straßenlampen beleuchteten dieses Stück der Straße nur spärlich und doch konnte ich erkennen, dass er wusste, was ich fragen würde.
„Was würdest du jetzt gerne tun?“ Und ich kannte seine Antwort.
„Dich küssen.“, flüsterte er, bevor er sich zu mir beugte und sein Lippen sanft auf die meinen drückte.
Es war ein weicher, schöner Kuss. Sein warmer Mund liebkoste meinen und ich antwortete erst vorsichtig. In meinen Lippen begann das Blut zu summen, dann spürte ich es pochen, sich ausbreiten und mich ganz durchströmen. Schließlich zog ich ihn an mich und vergrub meine Finger in seinen Haaren. Ich konnte nicht aufhören. Es war wie ein Sog, so als hätte sich ein Schalter in meinem Kopf umgelegt und mir nur noch dieses eine Bestreben gelassen.
„Komm.“, flüsterte ich, als ich mich von ihm löste. Wir liefen die Stufen hinauf bis zu meiner Wohnung.
Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, begann ich mich auszuziehen. Erst die Jacke, dann Schuhe und Socken und schließlich Pulli und BH. Tobias stand mit dem Rücken zur Tür und starrte mich an. Er war überrumpelt. Erst als ich meine Jeans aufknöpfte, hatte er sein Sprache wiedergefunden. „Wow, Klara… findest du nicht, du bist ein wenig schnell? Sollten wir… sollten wir uns nicht ein wenig Zeit lassen?“
Ich ging auf ihn zu, schob meine Hände unter seinen Pulli und drückte mich an ihn. „Zeit lassen wofür? Um zu reden?“ Tobias wehrte sich nicht, als ich im den Pulli über den Kopf zog.
„Um uns kennen zu lernen… vielleicht?“ Er klang schon nicht mehr ganz so überzeugt. Sein Atem ging schneller und seine Augen suchten meine Lippen.
Ich legte meinen Finger auf die Seinen. „Schschsch. Genug geredet. Du willst doch nicht wirklich wissen, wer ich bin.“
Tobias gab auf, schlag seine Arme um mich und während er mich küsste und an sich presste, konnte ich deutlich spüren, wie sehr ich ihn erregt hatte.
„Kondome?“ flüsterte er atemlos zwischen zwei Küssen. Ich nickte, führte ihn in mein Schlafzimmer und öffnete die Nachttischschublade.
Tobias gab sich große Mühe gut zu sein. Er küsste mich wieder und wieder, ließ seine Hände über meinen ganzen Körper gleiten und als er schließlich in mir war bewegte er sich langsam, mit Bedacht, sein Blick immer in meinem Gesicht. Ich lockte ihn, bog mich ihm entgegen, bewegte meine Hüften fordernd an seinen und beobachtete, wie sich seine Mimik plötzlich veränderte. Er schloss die Augen und spannte die Kiefermuskeln als müsse er sich stark konzentrieren.
„Klara, bitte… hör auf damit!“, bettelte er. „Klara, hör auf ich… nein, Mist!“ Ein Stoß, ein Stöhnen, dann war es vorbei.
Als er sich neben mich legte, schloss ich die Augen. Der Tag war lang gewesen und die zahlreichen Biere am Lagerfeuer taten ihr Übriges. Tobias streichelte mein Haar.
„Tut mir leid ich…“, begann er. Ich nickte nur, drehte mich zur Seite und war eingeschlafen.
Irgendetwas war unbequem und ich öffnete die Augen. Mein Kopf lag in einem schmerzhaften Winkel in Tobias’ Armbeuge. Umständlich, um ihn nicht zu wecken, löste ich mich aus der Umarmung und rückte ein Stück von ihm ab. Ich betrachtete ihn im Licht der beginnenden Dämmerung. Seine wohlgeformte, braungebrannte Brust, die sich unter dem dünnen Laken hob und wieder senkte, seine schwarzen Locken, die sein schlafendes Gesicht umrahmten. Die gerade Nase, seine langen Wimpern und sein leicht geöffneter Mund, der so gut küssen konnte. Und in seiner ganzen Schönheit tat er mir mit einem Mal unendlich leid. Denn ich hatte ihn benutzt. Von dem Moment an, als er mich küsste. Ich hatte versucht mit ihm die Erinnerungen an seinen Freund aus meinem Körper zu vertreiben, Matthias’ Bewegungen mit seinen zu überdecken, Matthias’ Küsse mit seinen auszuradieren, Matthias’ Geruch gegen seinen zu tauschen. Doch es hatte nicht funktioniert. Ich schloss die Augen. Diesmal nicht nur aus Müdigkeit, sondern auch, um Tobias nicht mehr ansehen zu müssen und um dem Schlechten Gewissen auszuweichen, das sich bereits regte. Ich schlief ein in der Gewissheit, dass der Kater der mir bevorstand ein fürchterlicher sein würde.
Ich träumte von Matthias’ Händen, die meine Brüste hielten, von seinem warmen, nackten Körper, der sich an meinen Rücken schmiegte, von seinem Atem an meinem Ohr und erwachte jäh, als Tobias in mich eindrang. Es war als würde er masturbieren, schnell, routiniert. Sein Gesicht in meinem Nacken vergraben. Ich starrte auf den Türrahmen meiner Schlafzimmertür, dorthin, wo ein Stück weiße Ölfarbe abgeplatzt war und spielte mit so gut es ging. Ich genoss es keinen Augenblick. Das war meine Strafe.
Eine Weile später, wir hatten beide weder geschlafen noch gesprochen, küsste er meine Schulter und fragte: „Hast du Kaffee da? Ich könnte jetzt einen vertragen.“
„In der Küche oben im Küchenkasten.“, antwortete ich. Noch ein Kuss auf meine Schulter und Tobias schlüpfte in seine Boxershorts.
Ich brauchte eine Weile länger. Dann zog ich mich vollständig an, band meine Haare zurück und folgte ihm. Mein Kopf dröhnte und mein Magen rumorte. Mir war hundeelend. Ich lehnte mich matt gegen die geöffnete Küchentür und beobachtete Tobias, wie er schwarzen starken Kaffee in zwei Tassen goss.
„Zucker?“
„Mhm. Zwei bitte. Auch im Küchenkasten.“, ergänzte ich, als ich Tobias’ suchenden Blick bemerkte.
Er drehte sich zu mir um und betrachtete mich. „Schön siehst du aus.“, sagte er, grinste breit und reichte mir meine Tasse.
„Ich fühl mich auch so.“, antwortete ich mit einem gequälten Lächeln und unüberhörbarer Ironie.
Der Kaffe tat gut. Schweigend tranken wir unsere Tassen leer. Dann stand er auf und zog sich an. Er war wirklich ein schöner Mann, dachte ich bei mir, als ich ihm beim Ankleiden zusah. Eine Trophäe. Und ich würde sie niemandem verraten.
„Gibst du mir deine Nummer?“ Tobias schlüpfte in seine Schuhe. Und als ich ihm nicht antwortete, kam er auf mich zu, küsste mich mit diesen wunderbaren Lippen und flüsterte: „Ich werd sie schon bekommen.“ Dann war er verschwunden.
Ich stellte meine Tasse auf das Telefonkästchen im Flur, schlurfte zurück in mein Schlafzimmer und ließ mich auf mein Bett fallen. Mein Gesicht hatte die Kissen kaum berührt, da schlief ich auch schon.
SMS von „Cordula“ an „Klara“
Hoffe, du bist noch gut heim gekommen gestern. Sorry, echt, aber ich war beschäftigt ;-). Er heißt thorsten. Und du hattest nicht recht.
Lg Cordula
SMS von „Klara“ an „Cordula“
Mhm. Passt schon. Bin ganz froh, dass dein thorsten so ein wunderknabe ist. Auch mal gut, daneben zu liegen.
Schlafe jetzt weiter,
klara
SMS von „Cordula“ an „Klara“
Es ist halb vier uhr nachmittags!
SMS von „Klara“ an „Cordula“
Ja. Schlafe JETZT weiter.
SMS von „Cordula“ an „Klara“
Das muss ja ganz schön lange gegangen sein gestern… Wann bist du denn ins bett?
SMS von „Klara“ an „Cordula“
Lass uns später telefonieren, ja?
SMS von „Cordula“ an „Klara“
So um 8?
SMS von „Klara“ an „Cordula“
Meinetwegen.
SMS von „Cordula“ an „Klara“
Freu mich!
Dann drückte ich so lange den roten Knopf, bis mein Handy keinen Mucks mehr machte. Zu spät, jetzt war ich wach.
from: klara.m78@yahoo.de
to: verenababy@hotmail.com
subj: Partykater!
So 28 Jun 2005 21:31
hey, du verpasst hier langsam echt was!
ich habe einen Mordskater von Franks Party gestern,
ich habe mich amüsiert,
ich habe viel getrunken,
cordula hat einen thorsten aufgerissen,
karin hat frank nach hause getragen,
ich habe mit tobias geschlafen.
ja, DER tobias – meine güte, ich war betrunken…
bin ich schon ein flittchen?
schreib mir trotzdem
klara