*innen

Nenne mir einen berühmten Wissenschaftler.

Nenne mir einen Sänger im Genre Rockmusik.

Nenne mir einen bekannten Schauspieler.

Hand hoch, wer hat sich gerade Marie Curie, Mina Caputo und Kate Winslet vorgestellt und nicht eher Albert Einstein, Mick Jagger und Brad Pitt? Ich schätze mal, die meisten von euch haben männliche Beispiele gewählt. Hätte ich auch. Wurde ja nicht explizit erwähnt, dass auch Frauen oder nichtbinäre Personen mitgemeint waren.

Ich bin ziemlich genervt, während ich das hier schreibe. Weil das alles schon umfassend erklärt und nachgewiesen ist: Sprache beeinflusst unser Denken. Das ist so. Bumsaus!

Als Frau finde ich es frustrierend, wie oft wir sprachlich immer noch übergangen werden und was für Auswirkungen das hat. Wie oft in Krankenhäusern beispielsweise der Pfleger zum Arzt gemacht wird und die Ärztin zur Krankenschwester. Wie Frauen in Handwerksberufen immer noch mit Ressentiments zu kämpfen haben und wie wenige Schülerinnen sich eine Karriere in einem MINT-Beruf vorstellen können.

Es ist kein Allheilmittel, aber es hilft Frauen unter anderem, wenn sie sprachlich sichtbar gemacht werden. Wenn man „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“ sagt oder schreibt, „Künstlerinnen und Künstler“ oder „Ärztinnen und Ärzte“. Und wie schön, dass es eine Möglichkeit gibt, das abzukürzen. Sprachlich und schriftlich. Und wie noch viel schöner, dass es darüberhinaus auch eine Möglichkeit gibt, mit dieser kurzen Version Menschen anzusprechen, die nichtbinär oder intersexuell sind. Es braucht nur ein Sternchen, einen Doppelpunkt, oder einen Unterstrich. Fertig ist die Laube.

Just an dem Tag, an dem das Genderverbot an bayrischen (Hoch-)Schulen bekannt gegeben wurde, habe ich an der OTH Regensburg diese schöne Malerei entdeckt. Und den ebenso schönen Aufkleber.

Wie groß die Bereitschaft ist, so zu sprechen und zu schreiben, ist mir erst im Studium aufgefallen. Inmitten der „jungen Leute“. Unter den Student:innen und in den Vorlesungen wird gegendert. Schriftlich (beinahe) ausnahmslos. Mündlich so gut wie möglich. In Hausarbeiten ist es ausdrücklich vorgeschrieben. Erst war es ungewohnt. Mittlerweile ist es eher ungewohnt, wenn in einem anderen offiziellen Umfeld – beipielsweise in den Fernsehnachrichten – nicht gegendert wird.

Mir persönlich gab dieses „Gegendere“ ein Gefühl von Vorfreude. Ich dachte mir: Schau, da ist eine Generation, die das mit der Gleichberechtigung ernst nimmt. Die daran arbeitet, ihre Umwelt zu einem Ort für alle zu machen.

Dieser Generation hat man gerade von oben herab eins aufs Maul gegeben.

Wieder einmal.

Traurig. Enttäuschend.

Hinterlasse einen Kommentar