Gabeltest

Keine neuen Beiträge auf Wolperdinge. Geht grad nicht. Ich bin beschäftigt. Ich versuche eine Suppe auszulöffeln. Eine Asylhilfesuppe. Ich hab sie gewollt, ich darf mich nicht beschweren. Aber doch, ich beschwere mich. Denn ich löffle mit einer Gabel.

Natürlich habe ich nicht erwartet, dass es leicht wird. Ich habe nicht wirklich mit vielen ehrenamtlichen Helfern gerechnet. Jetzt sind wir erfreulicherweise doch eine ordentlich große Gruppe. Das Problem ist ein anderes: Wir haben alle nur eine Gabel in der Hand.

Trotzig sind wir, pragmatisch. Wir freuen uns über jeden Tropfen, den wir aus dem Topf bekommen. Das tut so gut. Manchmal verhaken sich die Gabeln, manchmal kommen wir aus dem Rhythmus und werden hektisch, manchmal schubsen wir uns gegeseitig – aber wir schaufeln weiter. Wir wollen, wir müssen. Wenn nicht wir, wer dann?

Hätten wir doch nur Löffel! Sicher, ab und zu füttert uns ein zuständiges Amt oder eine unerschütterliche Sekretärin mit einem notdürftig kleinen Espressolöffel – was eben gerade geht. Aber es reicht nicht. Es ist nicht genug. Es ist frustrierend, denn: Diejenigen, die mit den wirklich großen Löffeln, die fühlen sich nicht zuständig. Auch die mit den mittelgroßen Löffeln nicht. Nichtmal die mit den Teelöffeln. Egal ob wir laut schreien, betteln, uns das Ohr blutig telefonieren oder voller Hoffnung und Demut die nötigen Formulare ausfüllen. „Tut mir leid“, sagen sie und drücken sich. „Bin ich nicht zuständig.“ „Nein, wirklich nicht.“ „Nicht möglich.“ „Nein.“ „Nein.“ „Nein.“

Vielleicht bedauern sie es wirklich. Vielleicht auch nicht. Was nutzt es schon? Wir schaufeln immer noch mit unseren Gabeln, während die Suppe weiter durch die Zacken rinnt und unser Frust immer größer wird. Während Familie und Freunde an uns zerren, weil sie uns vermissen, während Ratschläge und Spott auf uns niederprasseln. Schließlich sind wir ja selbst Schuld. Wir haben uns die Suppe selbst eingebrockt, jetzt müssen wir sie auch selbst wieder auslöffeln. (Moment, jetzt drehe ich mich im Kreis)

WIR WÜRDEN DOCH! ABER GEBT UNS ENDLICH LÖFFEL!

Ämter, Vereine, Verbände, Kirchen, Vermieter, Bürger! Bewegt euch! Schnell!  Kein: „Nicht möglich“ mehr, kein „Nicht zuständig.“ Sondern: „Ja, klar. Machen wir. Jetzt.“

Wir verlangen ja nichts Unmögliches. Nur ein bisschen guten Willen.

Denn wenn das so weitergeht, werden wir irgendwann aufhören mit unseren Gabeln in der Suppe zu stochern und euch stattdessen mit selbigen in den Hintern pieksen. Falls wir die Zeit dazu haben.

#bloggerfuerfluechtlinge

Hinterlasse einen Kommentar