Sie lauert mir auf. Schon den ganzen Tag. Immer in meinem Rücken. Ein Prickeln auf meinen Handflächen, eine seltsame Unruhe. Inspiration. Ich weiß nicht, warum gerade jetzt. Aber sie kommt ungelegen. Ich habe keine Zeit. Ich muss zum Zahnarzt, zum Frisör, telefonieren, was organisieren, arbeiten!
Aber sie bleibt. Geht nicht weg. Sitzt in meinem Genick
Ich drehe mich nach ihr um, weil ich weiß, dass sie da ist. „Was bist du?“ Sie kichert.
„Komm schon. Sei nicht gemein.“ Nichts.
„Was soll ich tun? Schreiben? Was denn? Ein neues Stück, ein neues Kapitel?“ Keine Antwort.
Ich hole mein Skizzenbuch, warte auf Ideen. Doch die Seite bleibt leer. Lacht sie mich aus? Meine Güte, ich habe wirklich Anderes zu tun. Ich habe einen Brennofen, den ich füllen muss! Ich habe Kinder zu bekochen, ein Buch abzutippen, ein Theaterstück zu inszenieren, Flüchtlinge zu betreuen.
„Verschwende nicht meine Zeit!“ Ich werde nervös, knete meine Hände. Irgendetwas neues steht an. Aber was? Die nächste unausgereifte Skulptur, die in meiner Werkstatt verstaubt? Oder etwas ganz tolles? Die Zeit verstreicht und immer noch nichts.
„Also sag schon! Gib mir ’nen Hinweis. Bitte!“ Wieder ein Kichern.
Und mehr bekomme ich auch nicht. So sehr ich mich auch danach sehne. Nur Kichern und Kribbeln. Keine Ahnung, wo das hinführt. Keine Ahnung, was ich tun soll. Es wird immer schlimmer.
Also mache ich das einfachste, das mir einfällt. Tassen.
Eine Tasse nach der anderen. Nicht denken, nur arbeiten. Das Kribbeln aushalten. Wie lange ich das noch muss? Keine Ahnung. Vielleicht seht ihr es demnächst auf diesem Blog, vielleicht staubt es einfach nur irgendwo ein, in meinem Laden oder auf der Festplatte meines Computers. Sie wird es wissen. Sie lauert. Inspiration.
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