Ich bin ein Muttertier. Mal mehr, mal weniger. Mal gluckend, mal wärmend, mal vorauslaufend. Momentan ist das Muttertier in mir stark – und bissig. Und das nur wegen Fridays For Future.
Ihr wisst schon, diese Klimaschutzbewegung, die ein kleiner Teil der Bevölkerung richtig gut findet, ein ebenso kleiner Teil nicht so toll (freundlich ausgedrückt) und die Mehrheit irgendwie noch nicht genau weiß wie sie das alles überhaupt finden soll.
Man müsste schon… ja sicher, aber… Es ist alles voller „ja, abers“.
Ja, aber Klima schützen wollen und dann in den Urlaub fliegen. Das geht doch nicht. Ja, aber demonstrieren und gleichzeitig ein Handy haben. Das geht doch nicht. Ja, aber laut nach der Politik krähen und nicht auf Fleisch verzichten… oder noch schlimmer: Vegan leben, aber heizen. Doppelmoral, unglaubwürdig, Scheißdreck.
Darauf will ich jetzt gar nicht weiter eingehen, weil ich biblisch werden müsste. Und bissig. Das Muttertier kommt durch. Ich bin spaßbefreit. Total.
Weil ich meine Kinder beobachte. (Ups, nein, sie mögen nicht mehr „Kinder“ genannt werden) Also die beiden Jugendlichen, die mit meinem Mann und mir unter einem Dach wohnen. Sie entwickeln sich gerade zu Ökos. Was geht, wird mit dem Fahrrad oder dem Bus gefahren. Plastiktüten kommen nicht mehr in die Tüte. Genausowenig wie Plastikhefteinbände für Schulhefte. Dann meckert der Lehrer eben – na und? Es gibt kaum noch Fleisch bei uns zu Hause und wage es ja nicht, Mutter, die Lebensmittelreste nicht zu verwerten! Neue Klamotten? Wäre doppelt cool, wenn sie bio und fair wären. Und ich werde wahrscheinlich niehiehie nach Schottland in den Urlaub fliegen können, weil ich den gesamten Urlaub den vorwurfsvollen Blick meiner Tochter ertragen müsste. Sie gründen und engagieren sich in Umweltgruppen, malen Plakate, sammeln Unterschriften.

Mit ihrem selbstgemalten Schild am Fahrradkorb fährt meine Tochter durch die Stadt.
Jeden Abend schauen sie die Nachrichten mit uns. Sie fragen nach, bilden sich ihre eigene Meinung, diskutieren, insprireren und lassen sich inspirieren. Ich liebe es!
Und das ist nicht mein Verdienst, oder der Verdienst irgendeines Erwachsenen. Fridays For Future (und zuvor schon der Protest gegen diesen „Internetartikel“ 13) hat meine Kinder – also die Jugendlichen, die bei uns wohnen – zu interessierten, engagierten Menschen gemacht. Klar scheitern sie und natürlich sind sie nicht perfekt. Sie haben Handys und essen Gummibärchen aus Schweinegelatine. Aber hey, sie tun mehr als die ganzen Erwachsenen, die von der Couch aus rumblöken und meinen, sie müssten nichts fürs Klima tun, solange sie den Klimawandel ignorieren oder kleinreden können.
Und genau bei diesen Leuten bleckt das Muttertier in mir die Zähne. Wenn sich so Spezialisten im Internet, in Fernsehsendungen oder an Stammtischen über Fridays For Future lustig machen, machen sie sich auch über meine Kinder lustig. Über die Bemühungen, Anstrengungen und all das Positive, das das ganze schon gebracht hat. Und das. macht. ihr. nicht. Ihr macht meine Kinder nicht klein!
Schließlich sind die einzigen, die sich über Kinder lustig machen dürfen, die eigenen Eltern! Beim Thema Klima bin ich davon momentan meilenweit entfernt.
Und wehe, irgendwer erdreistet sich dann doch, meine Kinder zu verspotten. Immer raus mit der Sprache. Kommt her! Das „Warnung vor der bissigen Mutter“-Schild am Gartenzaun könnt ihr getrost übersehen. Es ist nicht ernstgemeint. Ich will nur spielen. Nicht. Grrrrr