Balsam

Es gibt Tage, da fühle ich mich so:

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Und so:

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Und immer auch so:

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Tage, an denen es mir schwerfällt, aufzustehen und den hämmernden Schädel mit dem verquollenen Gesicht auf den müden Gliedern in die Arbeit zu schleppen. Und dann – ich gehe gerade träge und wehleidig in Zeitlupe meiner Arbeit nach – kommt eine Frau zu mir in den Laden:

Sie sagt, sie ist extra gekommen, um mir zu mitzuteilen, dass sie meine Kunstwerke ganz toll findet. Dass sie sie letztens bei einer Ausstellung gesehen hat und dass sie meine Figuren wirklich berührt haben.

Diese Frau hat, ohne es zu wissen, noch viel mehr gemacht, als einfach nur ein Kompliment. Nein, sie hat den Kopfschmerz nicht vertrieben, die Glieder nicht wacher und das Gesicht nicht straffer gemacht.

Aber meine kleine, unsichere Künstlerseele glüht vor Freude.

Vielen, herzlichen Dank dafür! Ich werde mir an Ihnen ein Beispiel nehmen.

Vase oder nicht Vase? – Vase.

„Hört endlich auf, Vasen zu töpfern!“ So oder so ähnlich lautete die Kernsaussage eines Artikels, den ich vor Jahren mal irgendwo gelesen habe (und von dem ich nicht dachte, dass ich ihn mal in meinem Blog zitieren würde – sonst hätte ich mir neben der Aussage auch den Link gemerkt). Der Autor des Artikels beschwerte sich darüber, wie langweilig es doch sei, dass sich Keramikkünstler ständig nur mit der Gestaltung von Gefäßen beschäftigten. Auf Ausstellungen sehe man kaum anderes als Vasen, Schalen und Töpfe. Uninnovativ, lahm, altbacken.

Ja, stimmt schon irgendwie. Als Keramikkünstler kannst du dich entscheiden zwischen Skulptur und Gefäß. Das war’s dann eigentlich schon. Also größtenteils. Und ja, Vasen sind alles andere als neu und niedagewesen. Ganz im Gegenteil. Das Gefäß ist der Ursprung der Keramik. Der Sinn. Die Daseinsberechtigung. Alles begann (schätzungsweise) doch damit, dass die Menschen entdeckten, dass eine bestimmte Erde sich erst formen lässt und dann im Feuer hart und unveräderlich wird. Bis zur Serienproduktion von Gefäßen war’s da dann nicht mehr weit hin. Und wenn man’s genau nimmt, hat sich eigentlich bis heute nicht so viel an der Töpferei verändert.

Ich glaube, das ist der Grund, warum so viele Keramikkünstler um die Vase nicht drumrum kommen. Weil sie etwas Wesentliches ist. Der Kern des Töpferwesens. Das mag nicht sehr innovativ sein. Vielleicht sogar altbacken. Aber es steckt in uns drin. Und von Zeit zu Zeit muss sich jeder Künstler damit auseinandersetzen, was in einem steckt. Gruppe Kunst 2017

So. ich hoffe, dieser Blogbeitrag taugt als Ausrede dafür, dass es sich bei meinem diesjährigen Beitrag zur Jahresuasstellung der Gruppe Kunst um Vasen handelt. Im Zweifel habe ich eben einfach nur mein innerstes Töpferwesen erforscht. Was ich gefunden habe, könnt ihr demnächt hier lesen – oder euch bei der Ausstellung selber nen Reim drauf machen.