Neulich war ich in der örtlichen Zeitung. Mit grauenvoller Frisur – aber mit ganzseitigem Bericht. Der Anlass: Ich möchte eine Idee verwirklichen, die sich schon seit mindestens zehn Jahre mit mir herumtrage: Ein Haus für Kunsthandwerker und Künstler – mitten in meiner kleinen, trägen Kleinstadt Kelheim.
Oh, wie riecht das nach wunderbarem, kreativem Austausch, nach Hippie-Flair und Kulturtraum. Wenn ich nur dran denke, kribbeln mir die Fußsohlen.
Aber wenn ich ehrlich bin, weiß ich, dass da so nicht sein wird. Es wird Arbeit sein. Und anstrengend. Und nicht von jetzt auf gleich gehen. Aber trotzdem kribbeln mir die Fußsohlen. Und nein, das ist kein Fußpilz. Ja, ich bin mir sicher. Es ist die Aufregung.

Ich will das machen. Ich hab sogar ein kleines… äh… Exposé geschrieben. Und wenn ihr euch da angesprochen fühlt: Ich bin hier und sowas von bereit loszulegen!
Ein Haus für Kunst und Kunsthandwerk mitten in der Kelheimer Altstadt wäre ein Gewinn für Bewohner und Touristen.
Aus den unterschiedlichsten Gründen verschwindet immer mehr Einzelhandel aus der Innenstadt. Geschäftsflächen stehen leer und bieten keinen schönen Anblick. Zeitgleich sind aber viele Kelheimer auf der Suche nach Räumlichkeiten.
So gibt es zum Beispiel einige Künstler, die Atelierplätze oder Ausstellungsmöglichkeiten suchen, Kunsthandwerker bräuchten Platz für Kurse und Workshops sowie eine Verkaufsfläche, Bands einen Probenraum und eine Auftrittsmöglichkeit, Vereine einen Veranstaltungsraum.
Was alle diese Gruppierungen nicht haben sind die finanziellen Mittel, sich eigene Räumlichkeiten anzumieten. Denn ein Atelier ist nicht vergleichbar mit einem Laden, der regelmäßig und zuverlässig Umsatz macht. Darüber hinaus betreiben viele Künstler und Kunsthandwerker ihre Kunst nur als Hobby oder nebenberuflich. Sie hätten es schwer, vernünftige Öffnungszeiten anbieten zu können. Und eine „Verkaufskraft“ einzustellen wäre, wie oben beschrieben, finanziell nicht machbar.
Aus diesem Dilemma könnte ein Kunsthandwerkerhaus der Ausweg sein.
Vorstellbar wäre ein Haus, unter dessen Dach sich diese Künstler und Kunsthandwerker zusammentun können: Ein Haus mit zwei bis drei festen Werkstätten für Handwerker und Künstler, die die kontinuierliche Basis des Hauses bilden. Ihre Waren verkaufen sie in einem angeschlossenen Laden und durch den Zusammenschluss der Handwerker können auch normale Öffnungszeiten garantiert werden. In Einzel- oder Gemeinschaftsateliers können sich lokale Künstler einmieten – ob über einen längeren Zeitraum oder kurzfristig – hier sind verschiedene Modelle möglich. Ausstellungen finden dann in einem Veranstaltungsraum oder im Ladengeschäft statt. In ein bis zwei großen Räumen und auf einer zum Haus gehörenden Außenfläche können die Künstler und Kunsthandwerker Kurse und Workshops anbieten.
Die „erweiterte“ Version beinhaltet einen Veranstaltungsraum, ähnlich einer Begegnungsstätte oder eines Bürgerhauses, in dem Konzerte oder Lesungen stattfinden können, der aber auch Vereinen offensteht. Eine Möglichkeit, Gäste zu bewirten wäre das Sahnehäubchen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass solche Veranstaltungsorte unglaublich schnell ausgebucht sind.
Die Kelheimer Bürger hätten also durch ein Kunsthandwerkerhaus in der Altstadt einige Vorteile: Sie hätten die Möglichkeit sich selbst künstlerisch auszudrücken oder handwerklich zu arbeiten. Sie hätten eine wunderbare Einkaufsmöglichkeit und könnten Ausstellungen, Kurse und Konzerte besuchen. Die Altstadt hätte einen Farbtupfer, der nicht nur ein kommerzielles, sondern auch ein kulturelles und soziales Angebot beinhaltet.
Es würde die Altstadt wieder ein wenig beleben und für die zahlreichen Touristen, die nach Kelheim kommen auch attraktiv machen. Innenstädte mit den immergleichen großen Ketten sind für Touristen uninteressant. Kelheims Gästeführer werden oft gefragt, wo man denn etwas kaufen könne, das typisch ist für die Region – und einzigartig. Ein Kunsthandwerkerhaus könnte das Angebot in Kelheim erweitern.
Natürlich muss so ein Projekt einige Hürden überwinden.
So muss das Gebäude, das ein Kunsthandwerkerhaus werden soll, durchaus viel können. Es sollte viel Platz haben, gut geschnitten sein und am besten noch vorhandene Werkstattstrukturen besitzen. Wo mal Maschinen gestanden haben, können auch wieder welche stehen. Wo einmal Gäste bewirtet wurden, können wieder welche bewirtet werden. Es muss nicht frisch saniert und rein sein, aber nutzbar.
Außerdem ist da dann noch die Frage der Finanzierung. Wie bereits beschrieben ist es schwierig bis unmöglich, ein solches Projekt als Privatperson alleine zu stemmen. Denn hohe Gewinne sind nicht zu erwarten. Deshalb wäre eine Zusammenarbeit mit der Stadt von großem Vorteil. Überall in Deutschland gibt es bereits Künstlerhäuser oder Ateliergemeinschaften, die der Stadt gehören, oder von der Stadt betrieben werden. Auch Vereine betreiben solche Häuser. Unterstützt durch staatliche Mittel oder finanzkräftige Gönner. Die Finanzierung ist der schwierigste Teil des Projekts und die verschiedenen Möglichkeiten müssen durchdacht und auf Kelheim zugeschnitten sein.
Und zu guter Letzt ist es notwendig, Menschen zu haben, die sich für dieses Projekt stark machen. Künstler und Kunsthandwerker, die die verlässliche Basis bilden und bereit sind, auf sie zukommende Anstrengungen zu meistern. Aber auch Unterstützer die ein solches Projekt gut finden und sie als Bereicherung für Kelheim sehen.
Für das Projekt „Kunsthandwerkerhaus“ suche ich also:
Künstler und Kunsthandwerker, die bereit sind, Kelheim einen Farbtupfer zu verpassen. Die sich dafür gerne miteinbringen und Ideen schmieden, bis sie umsetzbar sind. Die bereit wären, sich möglicherweise in einem Verein zu engagieren und dafür die Möglichkeit bekommen, ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Und ich suche:
Immobilienbesitzer, die sich vorstellen können, einem solchen Kunsthandwerkerhaus einen Platz zu bieten. Die ein Projekt unterstützen möchten, das ein Gewinn für die Stadt ist, auch ohne große finanzielle Gewinne. Die Leben in der Altstadt wollen, statt Leerstand.
Das Projekt ist noch in der absoluten Anfangsphase. Es ist noch nicht recht viel mehr als eine Idee. Ob sie Realität wird, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Diese möchte ich jetzt Schritt für Schritt angehen.