Ein jeder kann ja von Glaube, Religion und Kirche halten, was er mag. Mir ist das eigentlich ganz egal. Ich verstehe die „Opium fürs Volk“-Theorie, ich verstehe Kritik an der Kirche, ich singe auch laut „Imagine there’s no heaven“, wenn John Lennon es mir vorsingt.
Aber ich gehe auch ganz gerne in die Kirche. Nicht jeden Sonntag, aber doch ab und zu. Und als zuverlässiger U-Boot-Katholik tauche ich Weihnachten und Ostern auf jeden Fall beim Gottesdienst auf. Dabei ist mir Ostern lieber als Weihnachten, muss ich sagen. Warum? Tja, ich habe nun einmal eine Schwäche für gut erzählte Geschichten. Und Ostern hat eine Dramaturgie, die das ganze süßliche Weihnachtsbrimborium locker in den Schatten stellt. Ostern ist Drama, Ostern ist Gedöns, Ostern ist das, was die katholische Kirche am besten kann.
Am Gründonnerstag: Abschied, Freundschaft, Angst und Verrat. Geteiltes Brot, Verzweiflung am Ölberg, der Judaskuss. Der Grünsdonnerstag ist so voll, wie der Karfreitag leer ist.
Der Karfreitag schmerzt richtig. Er tut weh. Und ich habe den Verdacht, dass das Fehlen jeglicher Musik in der Kirche nicht nur ein Zeichen der Trauer sein soll. Wer schon einmal versucht hat ohne Orgelbegleitung zusammen mit anderen „Oh Haupt voll Blut und Wunden“ zu singen, krächzend und schief, der fühlt sich mit Jesus in seinem Leid am Kreuz gleich viel verbundener. Auch wenn einem selbst dabei nur die Ohren bluten.
Und dann: Ostern. Die Osternacht – eine Fülle von Ritualen, Symbolen und großen Gesten. Der helle Wahnsinn! „Dies ist die Nacht!“, singt der Pfarrer und die Gänsehaut kriecht einem über den Rücken. Gloria, Glockengeläut und ein Lied, auf das alle warten und gegen das „Stille Nacht“ fast armselig wirkt:
Der Heiland erstand, der Heiland erstand, die Nacht ist verschwunden, der Tod überwunden;
aus ewiger Quelle fließt Leben und Licht, und Mächte der Hölle erschrecken uns nicht.
Halleluja, Halleluja!
Der Morgen erwacht zu himmlischer Pracht,die Felsen erkrachen, es stürzen die Wachen,
und Jesus erstehet vom Grabe empor und herrlicher gehet er siegreich hervor.
Halleluja, Halleluja!
Ich muss gestehen, ich bin dann bereits bei der „Hölle“ so ergriffen, dass ich kaum weitersingen kann. Dieses Lied, nein, dieses ganze Ostern handelt von einem Sieg. Vom Sieg der Liebe über Hass und Tod. Ostern heißt: Die Liebe ist stärker. Die Liebe ist immer stärker. Die Liebe wird immer siegen. Immer. Und an das glaube ich. An dem halte ich fest. Auch in Zeiten wie diesen. Let love rule.
Frohe Feiertage
Einfach nur schöööön du solltest doch einmal ein Buch schreiben
Frohe Ostern